Archiv | Oktober 2012

Episode


Auf dem Weg, der im Frühling aus einer Gabelung entstand und einen wunderbaren Sommer lang durch Sonnenschein und Regenschauer verlief, bricht unbemerkt ein Stück der Zweisamkeit derer ab, die ihn beschreiten, und fällt leise, wie ein welkes Blatt, zu Boden.

Kaum sichtbar erlischt das Leuchten in den Augen, in denen man stets das Licht fand, das diesen Weg erhellte. Die leise Melodie zweier Liebender, die man bei genauem Lauschen hören konnte, ist verstummt. Nun ist da Schweigen, und der Platz für Worte reicht nicht mehr aus. Das gemeinsame Ziel verschwimmt im Nebel. Man geht hintereinander, denn der Weg ist zu schmal geworden, um ihn Seite an Seite zu beschreiten. Schaut man genau hin, spiegelt sich eine andere Zukunft in den Augen des Menschen, der einen auf diesem Weg hielt. Und schaut man nach unten, sieht man seine eigenen Füße ein Stück über dem Boden schweben, nicht sicher, wo der eigene Weg verläuft.

All das geschieht leise, bis der Klang der Worte sich ihren Weg in die Realität, hindurch durch alle Hoffnungen und Ängste, bahnen und mit einem lauten Knall die vom Schweigen erfüllte Luft zerreißen. Die Worte, die dir sagen, dass deine Zweifel begründet waren, die Worte, die du in deinen Träumen immer leise flüstern hörtest aber von denen du hofftest, sie wären nur der Wind, der deine Gedanken in einen Sturm von Selbstzweifeln verwandelt hat. Sind sie einmal ausgesprochen, kann sie jeder sehen, sogar der, der diese zwei Menschen nie zusammen sah, sieht, dass es nur zwei Fremde sind. Der Zufall hat sie auf den gleichen Weg gebracht, der sich nun erneut vor ihnen gabelt und bald wird nichts, außer dem kurzen Stück daran erinnern, dass dieser Weg beinahe geradeaus verlaufen wäre.

Gehen


Jetzt warte ich hier. Bereits den ganzen Tag. Ich habe Dinge gemacht, Dinge angesehen, Sachen gegessen. Doch vor allen Dingen habe ich gewartet. Dabei gibt es nichts, worauf es sich zu warten lohnt. Also warte ich auf die Enttäuschung, wenn ich den Schlüssel im Schloss höre. Auf die Erkenntnis, die ich in seinem Gesicht sehe, und den Schmerz, wenn ich ihn anschaue und mich immer wieder zwinge, mich daran zu erinnern, dass er mir nicht mehr gehört. Wenn er durch die Tür kommt, bringt er die Einsamkeit mit.

Also gehe ich, wenn er endlich da ist.